Dorothee Elmiger, Die Holländerinnen

Eine Autorin soll als Gastdozentin eine Poetikvorlesung halten, stattdessen schildert sie ihre Teilnahme an der Rekonstruktion eines Vermisstenfalles im Dschungel. Die anderen Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmer sind Mitglieder einer Theatergruppe, angeführt vom „Theatermacher“ (eine Hommage an Thomas Bernhard?). Jedes Mitglied trägt zu diesem Zeitpunkt sein persönliches Grauen schon in sich, das sich allerdings erst durch die Belastungen der ungewohnten Umgebung entfaltet. Bemerkenswert ist, dass fast das ganze Buch im Konjunktiv I wiedergegeben wird. (2025 bei Hanser erschienen, 160 Seiten, gebunden, € 23,70, ISBN 978-3-446-28298-8)

Anna Maschik, Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten

Generationenromane, die sich vor allem mit weiblichen Vorfahren befassen, gibt es im Überfluss. Um dieses Genre aufzumischen, muss die Autorin bzw. der Autor die Leserin bzw. den Leser überraschen, gar erschrecken. Anna Maschik gelingt das mittels fragmentarischer, plastischer und avantgardistischer Erzählweise. (2025 bei Luchterhand erschienen, 240 Seiten, gebunden, € 23,70, ISBN 978-3-630-87814-0)

Stefan Slupetzky, Nichts wie weg

In dieser bizarren Liebesgeschichte bekommen die handelnden Personen mit hoher Frequenz ihr Fett ab. Je weiter man liest, desto mehr freut man sich auf das nächste Mal, langsam erkennend: ich bin viel boshafter als gedacht! (2025 bei Picus erschienen, 254 Seiten, gebunden, € 24,–, ISBN 978-3-7117-2161-7)

Nelio Biedermann, Lázár

Die Geschichte einer ungarischen Adelsfamilie setzt während der letzten Phase der Donaumonarchie ein und endet nach dem Zweiten Weltkrieg. Figuren, die mit ihren Dämonen ringen, historische Genauigkeit und ein an Joseph Roth erinnernder Stil machen diesen Roman zu meinem Lieblingsbuch des Jahres. (2025 bei Rowohlt Berlin erschienen, 336 Seiten, gebunden, € 24,70, ISBN 978-3-7371-0226-1)