Katharina Hagena, Flusslinien

Ein Roman, breit wie ein Strom. Wunderbare Verquickung dreier sehr unterschiedlicher Schicksale: Eine 102-Jährige, die in einer Hamburger Seniorenresidenz lebt, direkt an der Elbe und am Römischen Garten, ihren jungen Fahrer, der sie täglich in den Garten und an den Fluss führt, sowie ihre achtzehnjährige Enkelin Luzie. Margrit, die alte Dame, war Stimmbildnerin von Beruf – so gibt es im Text ganz wundervolle Passagen über das Atmen und die Stimme. Arthur, ihr Fahrer, erfindet neben seiner Arbeit in der Seniorenresidenz Kunstsprachen, die er an Spiel- und Filmfirmen verkauft, wohnt direkt in einer Stelzenhütte am Elbstrand, war früher Taucher und ist jetzt noch Mitglied im deutschen Naturschutzbund. So erfährt man durch ihn viel über Sprache, aber auch über Meere und Flüsse. Luzie, ihre Enkelin, hat kurz vor dem Abitur die Schule abgebrochen und will als Tätowiererin arbeiten, ist tatsächlich künstlerisch außerordentlich begabt, hat jedoch ein Trauma zu verarbeiten und findet erst ganz am Schluss der Erzählung wieder richtig ins Leben zurück. (Erschienen im Hardcover 2025 bei Kiepenheuer & Witsch, 400 Seiten, € 24,70, ISBN 978-3-462-00729-9)

Jean-Baptiste Andrea, Was ich von ihr weiß

Eine wirklich schöne, breite Erzählung über das Leben zweier äußerst ungleicher Seelenverwandter vor dem Hintergrund traumhafter italienischer Landschaften in der Zeit zwischen und nach den beiden Weltkriegen. Und über so etwas wie eine große Liebe. Er, begnadeter Bildhauer ungebildet und aus ärmsten Verhältnissen, sie, die unkonventionelle, kämpferische, selbstbestimmte und hoch gebildete Tochter einer italienischer Adelsfamilie mit hochfliegenden Plänen. Ihr Zusammentreffen schicksalshaft. (Ausgezeichnet mit dem Pris Goncourt. Übersetzung aus dem Französischen. Im Mai 2025 bei Luchterhand erschienen, Hardcover, 512 Seiten, € 24,70. ISBN 978-3-630-87800-3)

Joachim Meyerhoff, Man kann auch in die Höhe fallen

Mit gewohnt viel Selbstironie erzählt der fünfzigjährige Schauspieler von sich und seiner achtzigjährigen Mutter, von eigenen Schwächen und der Weisheit und Stärke des Alters und dem, was im Leben letztlich zählt. Mit vielen ganz wunderbaren Geschichten aus seiner Zeit am Wiener Burgtheater. (2024 bei Kiepenheuer & Witsch, Hardcover, 368 Seiten, € 26,80, ISBN 978-3-462-00699-5)

Thomas Sautner, Die Erfindung der Welt

Eine Schriftstellerin mit dem Auftrag, über nichts Geringeres als „das Leben selbst“ zu schreiben, findet in der Grenzregion des nördlichen Waldviertels unerwartete Einblicke in Kosmos und Mikrokosmos, sich selbst und nicht zuletzt in das Wesen der Liebe. Voller sprachschöpferischer Beglückungen. (2023 als Aufbau Taschenbuch, 400 Seiten, € 13,40, ISBN 978-3-7466-3897-3)