Monika Helfer: „Vati“

Nach dem Bestseller „Bagage“, in dem Monika Helfer über die Herkunft ihrer Mutter schrieb (und eigentlich viel mehr die Geschichte der Großmutter erzählte), geht es in „Vati“, dem neuen Roman der Vorarlberger Literatin, um ihre eigene unmittelbare Familiengeschichte. Helfer porträtiert den kriegsversehrten Vater, die Armut, seine Liebe zu den Büchern, die heimlichen Wünsche, vielleicht auch unheimliche; die große Liebe zu seiner Frau und sein Zusammenbruch, als sie stirbt; sie schreibt über sein Schweigen, dass er es nicht schafft, zu kommunizieren, obwohl er es wohl wollen würde, über das Eingesperrtsein im eigenen Verstummen. Bücherstube-Chefin Daniela Baumann empfiehlt das Buch: „Monika Helfer schafft es mit wirklich bewundernswerter Leichtigkeit, ganz vieles anzudeuten und in der Schwebe zu halten und gleichzeitig plastisch werden zu lassen, und damit auf schmalen 176 Seiten einen beachtlichen Facettenreichtum zu transportieren der diversen Familien-Psychen, nicht nur der väterlichen. Obwohl es so explizit autobiographisch ist, ist der Roman doch das Gegenteil einer Nabelschau; und obwohl es um ganz konkrete und immer wieder heftige persönliche Erlebnisse und Gefühle geht, wird es quasi transzendiert, und beim Lesen denkt man mit und nach und denkt: was für eine spannende Geschichte!“ Hanser-Verlag. 176 Seiten. € 20,90

T.C. Boyle: „Sprich mit mir“

Bei diesem Autor ist allein schon der Name ein Qualitätsprädikat. T.C. Boyle. Der Wahl-Kalifornier aus New York, der seit vielen Jahren zu den erfolgreichsten Schriftstellern der Welt gehört, erweitert in seinem neuen Roman das Personal: Zentralfigur von „Sprich mit mir“ ist ein Schimpanse namens Sam, der nicht in freier Wildbahn, sondern im Hause eines Wissenschaftlers aufwächst. Wo er eine tiefe Verbindung mit der scheuen Studentin Aimée eingeht. Sam ist an sich dazu ausersehen, an einer Studie mitzuwirken, in der es um die Frage geht, ob Primaten das Sprechen erlernen können. Doch als bei den Versuchen nichts herauskommt, wird er von der Menschen- in die Affenwelt versetzt – und prompt von Aimée aus seinem Käfig befreit. Womit das wahre Drama erst beginnt: „Es ist ein Buch, das den Nerven des Lesers einiges zumutet“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. „Man wünscht dem ungewöhnlichen Paar so sehr Glück und ahnt doch, dass es unmöglich auf die Dauer gutgehen kann.“ Hanser-Verlag. 352 Seiten. € 25,90

Mithu Sanyal: „Identitti“

„Was für eine gnadenlos witzige Identitätssuche, die nichts und niemanden schont. Man ist nach der Lektüre nicht bloß schlauer – sondern auch garantiert besser gelaunt.“ Mit diesem überschäumenden Lob urteilt die Berliner Schriftstellerin Alina Bronsky über „Identitti“, den Debütroman von Mithu Sanyal. Die Düsseldorfer Kulturwissenschaftlerin Sanyal widmet sich, wie es der Buchtitel schon verrät, den Fragen der Identität in unserer zunehmend multiethnischen Gesellschaft. Sie tut dies mit großem Ernst, viel Humor und einem Plot am Rand zur Groteske: Eine Professorin mit dem klingenden Namen Dr. Saraswati, deren Thema die postkoloniale Welt ist, entpuppt sich als weiße Deutsche, die in Wahrheit Sarah Vera Thielmann heißt. Dieses Outing löst nicht nur einen gewaltigen Shitstorm aus, sondern verwirrt auch die indisch-deutsche Studentin Nivedita, die als Bloggerin Identitti über die Gedanken und Anliegen der People of Color schreibt. So erkundet der Roman einen wichtigen Themenkreis unserer Tage. Für Autorin Mithu Sanyal gab’s neben Lob auch freundlichen Tadel. Die Wiener Zeitung: „,Identitti‘ ist weniger ein Roman als ein als Literatur deklariertes Proseminar über die Theorien und Probleme der postkolonialen Studien in Deutschland und im Rest der Welt.“ Hanser-Verlag. 432 Seiten. € 22,70

Jasmin Schreiber: „Marianengraben“

Viel mehr Superlativ geht nicht für eine Newcomerin: „Jasmin Schreiber ist die Schriftstellerin der Stunde“ schreibt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung über die 32-jährige Jasmin Schreiber, die mit ihrem Debütroman „Marianengraben“ Furore macht. Die Frankfurterin, die in Marburg und Wien Biologie studierte, schuf ein höchst berührendes Buch, das melancholisch und humorvoll zugleich ist. Kein leichtes Unterfangen angesichts eines schwermütigen Plots: „Paula braucht nicht viel zum Leben: ihre Wohnung, ein bisschen Geld für Essen und ihren kleinen Bruder Tim, den sie mehr liebt als alles auf der Welt. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall, der sie in eine tiefe Depression stürzt. Erst die Begegnung mit Helmut, einem schrulligen alten Herrn, erweckt wieder Lebenswillen in ihr.“ Eichborn-Verlag. 256 Seiten. € 20,60