Jonathan Coe: Middle England

Ich hätte nicht gedacht, dass ein Brexit-Roman von über 400 Seiten Länge zu einem meiner absoluten Favoriten des literarischen Frühjahrs werden wird. Doch dann begann ich Jonathan Coe’s „Middle England“ zu lesen. Es ist eine behutsam aufgebaute Geschichte: Im Zentrum stehen 3 Charaktere, die miterleben wie sich ihre Umgebung immer (ausländer-)feindlicher zeigt, während ihr Leben sie voller schöner, einzigartiger Momente durch die Jahre trägt. Aber der Glanz eine unbeschwerten, glücklichen Dasein kann erstaunlich schnell im düsteren Nebel der britischen Brexit-Politik verschwinden. Unbedingte Empfehlung zur aktuellen Lage unseres Kontinents!   Jonathan Coe: Middle England. Folio Verlag 2020, 480 Seiten, €25,-, ISBN 9783-3-85256-801-0

Christelle Dabos: Die Spiegelreisende – Die Verlobten des Winters

Ophelia lebt in einer Welt, die nicht die unsere ist. Ihre Welt ist in große Schollen auseinandergefallen, welche jeweils von einem Familiengeist beherrscht werden. Und Ophelia hat besondere Fähigkeiten: Nicht nur kann sie durch Spiegel gehen, sondern auch Gegenstände „lesen“. Sobald sie einen Gegenstand berührt, erlebt sie dessen Geschichte. Nun soll Ophelia auf eine ander Scholle reisen, um dort einen ihr fremden Mann, und somit eigentlich seine gesamte, nicht sonderlich sympatische Familie, zu heiraten. Die Spiegelreisende ist der erste Band einer Fantasy-Quadruplogie, der die Leser in ein fremdes, aber ungemein charmantes Universum entführt. Ab 13 Jahren!

Norbert Gstrein: Die kommenden Jahre

Flüchtlingskrise. Ein Ehepaar öffnet einer syrischen Familie sein Sommerhaus am See. Die ländliche Umgebung gibt sich freundlich. Aber was ist mit den lärmenden Jugendlichen nachts am See? Warum brausen sie mit ihrem Motorboot so dicht vorbei? Woher kommt das dumpfe Gefühl der Bedrohung, und ist es gerechtfertigt?