Anna Maschik, Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten

Generationenromane, die sich vor allem mit weiblichen Vorfahren befassen, gibt es im Überfluss. Um dieses Genre aufzumischen, muss die Autorin bzw. der Autor die Leserin bzw. den Leser überraschen, gar erschrecken. Anna Maschik gelingt das mittels fragmentarischer, plastischer und avantgardistischer Erzählweise. (2025 bei Luchterhand erschienen, 240 Seiten, gebunden, € 23,70, ISBN 978-3-630-87814-0)

Stefan Slupetzky, Nichts wie weg

In dieser bizarren Liebesgeschichte bekommen die handelnden Personen mit hoher Frequenz ihr Fett ab. Je weiter man liest, desto mehr freut man sich auf das nächste Mal, langsam erkennend: ich bin viel boshafter als gedacht! (2025 bei Picus erschienen, 254 Seiten, gebunden, € 24,–, ISBN 978-3-7117-2161-7)

Nelio Biedermann, Lázár

Die Geschichte einer ungarischen Adelsfamilie setzt während der letzten Phase der Donaumonarchie ein und endet nach dem Zweiten Weltkrieg. Figuren, die mit ihren Dämonen ringen, historische Genauigkeit und ein an Joseph Roth erinnernder Stil machen diesen Roman zu meinem Lieblingsbuch des Jahres. (2025 bei Rowohlt Berlin erschienen, 336 Seiten, gebunden, € 24,70, ISBN 978-3-7371-0226-1)

Leon Engler, Botanik des Wahnsinns

Schon wegen des genialen Covers!! Basiert auf der historischen Vorstellung, geistige Krankheiten in ein ähnlich klares Ordnungssystem bringen zu können wie im 17. Jahrhundert die Pflanzenarten. (Carl von Linné, nicht nur Botaniker, sondern auch Mediziner, verfasste tatsächlich nicht nur seine weltberühmte Schrift Systema naturae, sondern auch eine Genera Morborum.) Unglaublich reich an Wissen, zeichnet die Erzählung den Weg eines jungen Manns nach, der versucht, der von psychischen Erkrankungen schwer vorbelasteten Familiengeschichte zu entgehen, doch schließlich, wenn auch „auf der anderen Seite“, weil als junger Psychologe, genau dort landet, wo er nie hin wollte, nämlich auf der Psychiatrie. Wenn auch immer wieder sehr feine sprachliche Wendungen und auch vereinzelt wunderbarer Sprachwitz, so doch insgesamt für mich nicht so „leichtfüßig“ wie am Umschlagtext angekündigt: Der Ton bleibt belastet, die Erzählung gegenüber den faszinierenden wissenschaftlichen Erkenntnissen im Hintergrund. Als „Roman“ geht er für mich nur teilweise durch. Trotzdem – als Sachtext – absolut lesenswert!